Bewertung der aktuellen Großhandelsstrompreise
- Die Auswertung der Großhandelsstrompreise von 2021 bis 12. Dezember 2024 zeigt, dass die Preisunterschiede zwischen Deutschland und seinen Nachbarn saisonal und im Zeitverlauf schwanken. Die Ursache hoher Börsenstrompreise in Deutschland sind typischerweise eine hohe Verbrauchsprognose bei geringer erneuerbarer Erzeugungsprognose.
- Die nordischen Nachbarn (DK, NO, SE) haben oft günstigere Preise, während die südöstlichen Nachbarn (AT, CH, CZ, PL) oft ein höheres Preisniveau als Deutschland aufweisen. Im Vergleich zu den westlichen Nachbarn (BE, FR, NL) schwanken die Preisunterschiede über die Zeit und haben keine eindeutige Richtung.
- Mit Frankreich treten in allen Jahren Preisunterschiede in beiden Richtungen auf, von 2021 bis 2023 waren die Preise jedoch in Frankreich meist höher (insb. 2022, Ausfälle AKWs) während in 2024 die Preise meist in Deutschland höher waren.
- Häufig hohe Preise oberhalb 300 Euro/MWh gab es in Deutschland und auch den meisten Nachbarländern im Jahr 2022, deutlich seltener auch in den Jahren 2021 und 2024. 2024 gab es in Deutschland (bis 12.12.) nur 41 Stunden (von 8760) mit Preisen oberhalb 300 Euro/MWh, in den großen Nachbarländern liegt der Wert auf ähnlichem Niveau.
- Die sichere Stromversorgung war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Deutschland verfügt über ausreichend Erzeugungskapazitäten. Nach den uns vorliegenden Informationen werden von den Übertragungsnetzbetreibern in den Stunden mit Preisen oberhalb von 300 €/MWh aktuell auch keine Reservekraftwerke im Wege des Redispatchs eingesetzt.
- Es ist nicht ausgeschlossen, dass in den nächsten Wochen ähnlich markante Preisausschläge auftreten. Die Bundesnetzagentur hält gesetzgeberische Maßnahmen für den Zubau steuerbarer Kapazitäten weiterhin für dringend geboten. Spätestens ab den Weihnachtstagen wird der Stromverbrauch vorübergehend geringer ausfallen. Eine einigermaßen valide Prognose ist aufgrund der hohen Preisvolatilität unter einigen Unsicherheiten allerdings nur für den Folgetag möglich.
- Die Bundesnetzagentur prüft die aktuellen Vorwürfe auf marktmissbräuchliches Verhalten im Zusammenhang mit den aufgetretenen Preisspitzen in enger Abstimmung mit den Handelsüberwachungsstellen der Strombörsen und wird bei Vorliegen entsprechender Anhaltspunkte weitere Ermittlungsmaßnahmen einleiten.
Grundsätzlich sind Preisspitzen, wie sie im Zusammenhang mit der zuletzt beobachteten Dunkelflaute aufgetreten sind, als Ergebnis der freien Preisbildung des Zusammenspiels zwischen Angebot und Nachfrage zu sehen und Teil des Marktgeschehens im kurzfristigen Stromgroßhandel. Kunden mit festen Stromtarifen betreffen Börsenstrompreise nicht, sie zahlen den mit ihrem Lieferanten vereinbarten Preis. Diese Kunden profitieren dafür auch nicht von den Zeiten sehr niedriger Börsenpreise.
Stand: 13.12.2024