Studie Anreizsysteme für eine ökologisch nachhaltige Digitalisierung in KMU
Eine besondere Bedeutung im Kontext ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens kommt der gewerblichen Wirtschaft als Anwender innovativer digitaler Lösungen zu, insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Viele KMU weisen bei der Digitalisierung noch erheblichen Aufholbedarf auf, sodass es zielführend erscheint, den digitalen Transformationsprozess parallel auch ökologisch nachhaltig auszugestalten.
Forschungsvorhaben
Vor diesem Hintergrund hat die Bundesnetzagentur ein Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben, das sich mit Anreizsystemen befasst, die Unternehmen dazu motivieren, ihre Digitalisierungsprozesse ökologisch nachhaltig auszugestalten.
Auftragnehmer: Öko-Institut und CSCP
Bearbeitungszeitraum: 08/2021 bis 12/2021
Ziel der Studie war es, den Status Quo der ökologisch nachhaltigen Digitalisierung in KMU zu untersuchen und einen Überblick über bestehende Anreizsysteme zu erhalten. Hierzu wurden Instrumente zur Förderung einer ökologisch nachhaltigen Digitalisierung systematisiert und erläutert. Im Ergebnis wurde daraus zusätzlicher Handlungsbedarf identifiziert und erste Empfehlungen formuliert, um die ökologisch nachhaltige Digitalisierung in KMU weiter zu fördern.
Studieninhalte und Erkenntnisse
Zu Beginn erfolgt eine Bestandsaufnahme zur ökologisch nachhaltigen Digitalisierung in KMU. Beide Themen – ökologische Nachhaltigkeit und Digitalisierung – werden bislang nur selten in KMU zusammengedacht. Als Hemmnisse für beide Aspekte sind sowohl unternehmensinterne (bspw. Mangel an Kompetenzen oder fehlende finanzielle Ressourcen) als auch unternehmensexterne Faktoren (bspw. Unsicherheiten bzgl. Datenschutz oder mangelnde Nachfrage nach nachhaltigen Produkten) identifiziert worden.
Im Anschluss werden mögliche und bereits bestehende Instrumente zur Motivation einer ökologisch nachhaltigen Digitalisierung in KMU systematisiert und diskutiert. Diese lassen sich im Wesentlichen drei Clustern zuordnen: Kapazitäts- und Kompetenzaufbau in KMU, Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und fiskalpolitische Maßnahmen sowie Marktregulierung und Standardisierung. Bisher existieren nur wenige konkrete Instrumente, die Unternehmen – und KMU im Speziellen – motivieren Digitalisierung und ökologische Nachhaltigkeit konsequent zusammenzuführen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die ökologische Ambivalenz der Digitalisierung (bspw. kann eine zusätzliche oder veränderte Nachfrage den Ressourceneinsparungen aus Effizienzgewinnen entgegenwirken). Der Nettoeffekt der Digitalisierung auf die Umwelt ist nach wie vor unzureichend bekannt und erforscht.
Darüber hinaus wird die Kooperation zwischen KMU und Start-ups als weiterer Hebel zur Förderung der ökologisch nachhaltigen Digitalisierung in KMU beleuchtet. Bisher finden nur selten Kooperationen zwischen KMU und (ökologisch motivierten) Start-ups statt. Hemmnisse sind u.a. Unterschiede in den Unternehmenskulturen und Zielsetzungen sowie eine ungleiche geografische Verteilung. Finden Kooperationen statt, dann häufig aus anderen Gründen als zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit. Abschließend werden erste Empfehlungen für weitere Anreize, die von der Politik gesetzt werden sollten, um KMU zur ökologisch nachhaltigen Digitalisierung zu motivieren, formuliert.
Abschließend werden gängige Methoden zur Messung und Kommunikation der ökologischen Nachhaltigkeit von Unternehmen dargestellt und anhand verschiedener Kriterien (bspw. Objektivität oder Nutzbarkeit für KMU) bewertet. KMU können vom Einsatz digitaler Lösungen bei der Messung, Darstellung und Kommunikation von ökologischer Nachhaltigkeit profitieren. Allerdings sind die meisten Methoden und Standards zu Umweltmanagementsystemen, Ökobilanzen oder auch zur nichtfinanziellen Berichterstattung nicht explizit für KMU konzipiert und finden auch selten Anwendung in KMU.