Bundesnetzagentur ver­öf­fent­licht Grund­satz­pa­pier zur Be­deu­tung von Da­ten in den Netz­sek­to­ren

Ausgabejahr 2018
Erscheinungsdatum 11.10.2018

Die Bundesnetzagentur hat heute ein Grundsatzpapier zur Bedeutung von Daten in den Netzsektoren veröffentlicht. Darin analysiert sie die Bedeutung von Daten als Wettbewerbs- und Wertschöpfungsfaktor in den klassischen Netzsektoren sowie für neue datenbasierte Geschäftsmodelle, deren Einfluss auf etablierte Marktstrukturen verstärkt zunimmt.

"Die physischen Netzinfrastrukturen in den Bereichen Telekommunikation, Post, Energie und Eisenbahnen werden durch Daten zunehmend smart", betont Dr. Wilhelm Eschweiler, Vizepräsident der Bundesnetzagentur. "Big Data Analysen ermöglichen neue, innovative Produkte und Dienstleistungen, wie Smart Home Anwendungen, vernetzte Mobilitätsangebote oder Streaming- und Kommunikationsdienste, die auf den Netzinfrastrukturen aufsetzen."

Der regulatorische Handlungsbedarf sowie verschiedene Handlungsoptionen werden im Grundsatzpapier diskutiert. Die Optionen reichen dabei von der Auferlegung von Transparenzverpflichtungen, über die Förderung von Standardisierung und Interoperabilität bis hin zur Etablierung von Zugangsregeln zu Daten(-pools).

Pauschale Lösungskonzepte nicht zielführend

Aufgrund der typischen Charakteristika von Daten, wie ihre parallelen Erfassungs- und Nutzungsmöglichkeiten oder ihre begrenzte zeitliche Relevanz, geraten traditionelle ökonomische Analyseinstrumente immer öfter an ihre Grenzen.

"Daten sind grundsätzlich nicht mit herkömmlichen Produktionsfaktoren vergleichbar. Daher sind traditionelle Lösungskonzepte nicht ohne weiteres auf die digitale Welt übertragbar. Häufig müssen neue Konzepte erst noch gefunden werden", erklärt Eschweiler.

Die Beurteilung der Eignung bestimmter Abhilfemaßnahmen kann nur anhand der individuellen Marktgegebenheiten des jeweiligen Sektors bzw. Geschäftsmodells vorgenommen werden. Hierbei müssen regelmäßig komplexe Wirkungszusammenhänge sowie mögliche Zielkonflikte berücksichtigt werden.

"Eine der wesentlichen Herausforderungen sehe ich in der fortwährend zu leistenden Abwägung von Verbraucherschutzinteressen auf der einen Seite und den Interessen der Unternehmen zur innovativen Verwertung von Daten auf der anderen Seite".

Gleichzeitig darf nicht außer Acht gelassen werden, dass einzelne Datenkategorien als personenbezogen, als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse oder als relevant für die öffentliche Sicherheit einzustufen sind.

"Folglich sind den Möglichkeiten des Datenaustauschs- und -zugangs häufig klare Grenzen gesetzt", so Eschweiler weiter.

Neue Herausforderungen in den Netzsektoren

Die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung von Daten führt auch in den Netzsektoren zu neuen Herausforderungen. Sofern Netzbetreiber exklusiv über bestimmte Daten verfügen, kann es zu Wettbewerbsverzerrungen und Innovationseinschränkungen kommen. Um beispielsweise im Energiesektor datenbasierte Potenziale heben zu können, sind aus wettbewerblicher Sicht strengere Entflechtungsvorgaben für die integrierten Netzbetreiber erforderlich. Ein Anspruch der Marktakteure gegenüber den Netzbetreibern auf Veröffentlichung von konkreten Netzdaten könnte außerdem dazu beitragen, die Entwicklung innovativer Dienstleistungen im Strommarkt zu fördern.

Daneben entstehen sektorübergreifend weitere Herausforderungen, beispielsweise in den Bereichen Markttransparenz, Datenkooperationen, Schaffung eines Level-Playing-Fields oder im Umgang mit internetbasierten Plattformen und Netzwerken.

Marktbeobachtung intensivieren

Die dynamischen Marktveränderungen führen zu unterschiedlichen Informationsniveaus zwischen Unternehmen, Endverbrauchern und staatlichen Institutionen. Daher ist eine kontinuierliche und proaktive Marktbeobachtung entscheidend. Auch im digitalen Zeitalter können Marktveränderungen nur anhand geeigneter Marktdaten fundiert bewertet werden.

"In einem ersten Schritt wollen wir im Rahmen eines Fachdialogs Marktteilnehmer und externe Datenexperten zusammenbringen. Unser Ziel muss es sein, die Informationsgewinnung im Bereich Daten zu verstetigen. Hier sind datenspezifische Marktkonsultationen denkbar, die wiederum Basis für die Entwicklung einer Meldeplattform durch die Bundesnetzagentur sein können."

Über eine entsprechende Meldeplattform hätten Marktteilnehmer die Möglichkeit, unkompliziert und zeitnah Probleme bzw. Anregungen im Umgang mit Daten, etwa hinsichtlich diskriminierenden Verhaltens oder der Umsetzung von Datenstandards, mit der Bundesnetzagentur auszutauschen. Hiervon können alle Beteiligten profitieren.

Der Bericht der Bundesnetzagentur ist im Internet unter www.bundesnetzagentur.de/grundsatzpapier-digitalisierung veröffentlicht.

Die Bundesnetzagentur plant Mitte Januar 2019 einen Fachdialog zur Bedeutung von Daten als Wettbewerbs- und Wertschöpfungsfaktor in den Netzsektoren zu veranstalten, um so die Diskussion zu diesem Thema mit dem Markt und Fachleuten zu starten.

Pressemitteilung (pdf / 37 KB)

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