Bundesnetzagentur stellt Jahresbericht 2017 vor
Homann: "Bundesnetzagentur heute die zentrale Infrastrukturbehörde
"
Ausgabejahr 2018
Erscheinungsdatum 08.05.2018
Die Bundesnetzagentur hat heute ihren Jahresbericht für das Jahr 2017 vorgestellt.
"Moderne und leistungsfähige Infrastrukturen sind für die Zukunft unseres Wohlstandes unverzichtbar. Seit 20 Jahren tragen wir mit unseren Entscheidungen Verantwortung für die Netze in Deutschland
", erläutert Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.
Marktentwicklung Telekommunikation
Die Digitalisierung hat zur Folge, dass das Datenvolumen in Fest- und Mobilfunknetzen erneut rasant angestiegen ist. 2017 wurden etwa 33 Mrd. GB Daten über Festnetze übertragen. Das ist eine Steigerung von ca. 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Über Mobilfunknetze wurden ca. 1,4 Mrd. GB übertragen, 2016 waren es noch 918 Mio. GB – eine Steigerung um 52 Prozent.
Gleichzeitig sinkt im Zuge der Verbreitung von Messenger Diensten wie WhatsApp die Zahl der in Deutschland versendeten SMS. 2015 wurden etwa 16,6 Mrd. SMS versandt, 2017 waren es etwa 10,4 Mrd. SMS. Der Höhepunkt lag 2012 bei fast 60 Mrd. SMS.
Auch das Gesamtvolumen der abgehenden Gesprächsminuten ist sowohl im Festnetz (2017: 120 Mrd. Minuten; 2016: 131 Mrd. Minuten) als auch im Mobilfunk (2017: 115 Mrd. Minuten; 2016: 116 Mrd. Minuten) rückläufig. Etwa zwei Drittel aller Gesprächsminuten im Festnetz wurden bis Ende 2017 IP-basiert realisiert.
TK-Verbraucheranfragen auf Rekordhoch
Die Zahl der Verbraucheranfragen und -beschwerden bei der Bundesnetzagentur zum Telekommunikationsbereich erreichte im Jahr 2017 mit 290.000 einen neuen Höchststand (2016: 220.000; 2015: 178.000). Viele Beschwerden betreffen Vertragsanliegen, Anbieterwechsel, Umzug und die (Neu) Bereitstellung von Anschlüssen.
Die Verbraucher beklagten oftmals Unstimmigkeiten bei der Umsetzung von Vertragsinhalten wie Leistungsdaten und Preisen oder bei der Kündigung von Verträgen. 164.000 Anfragen und Beschwerden sind zum Missbrauch von Rufnummern sowie zu unerlaubten Werbeanrufen eingegangen. In diesem Zusammenhang hat die Bundesnetzagentur 2017 die Abschaltung von etwa 54.000 Rufnummern angeordnet, und fast 1,2 Mio. Euro Bußgelder wegen unerlaubter Telefonwerbung verhängt.
Fortschritte beim Stromnetzausbau
2017 gab es beim Ausbau der Stromnetze deutliche Fortschritte in den Genehmigungsverfahren. Die Bundesfachplanung, das Verfahren zur Festlegung eines Trassenkorridors, konnte in vielen Projekten vorangetrieben werden. Für die Gleichstromvorhaben SuedLink und SuedOstLink wurden in allen Abschnitten die Antragskonferenzen durchgeführt und die jeweiligen Untersuchungsrahmen festgelegt.
Auch bei der Gleichstromverbindung zwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg gibt es Fortschritte. Während der südliche Teil, Ultranet, in der Bundesfachplanung weit vorangeschritten ist, ist nun auch der Antrag für den nördlichen Teil, A-Nord, bei der Bundesnetzagentur eingegangen.
Ende März 2018 hat die Bundesnetzagentur erstmals einen Trassenkorridor für eine Stromleitung festgelegt. Die Entscheidung betrifft die ca. 32 km lange Leitung von Bertikow nach Pasewalk.
Bei einer Bewertung der gesetzlichen Grundlagen für den Netzausbau gilt es aus Sicht der Bundesnetzagentur, das richtige Maß zwischen mehrstufigen Prüf- und Beteiligungsschritten und entbehrlichem Formalismus zu finden. Sie setzt dabei weiterhin auf einen breiten gesellschaftlichen und politischen Rückhalt, um den Netzausbau zügig voranzubringen.
Bedarfsermittlung für Netzausbau
Parallel prüft die Bundesnetzagentur regelmäßig, welcher zusätzliche Ausbau im Stromnetz für die Energiewende erforderlich sein wird. Die Vorentscheidungen werden im sogenannten Szenariorahmen getroffen, der die Bandbreite wahrscheinlicher energiewirtschaftlicher Entwicklungen abbildet und damit den notwendigen Netzausbaubedarf beeinflusst.
Die Bundesnetzagentur berücksichtigt hierbei die Vorgaben des Koalitionsvertrags. Dies betrifft insbesondere die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien auf 65 Prozent bis 2030. Eine Erhöhung des Anteils wird voraussichtlich zu einem erhöhten Netzausbaubedarf führen, auch wenn alle Alternativen und Maßnahmen zur Reduzierung des Netzausbaubedarfs berücksichtigt werden.
Marktentwicklung Post
Die Sendungsmengen im Kurier-, Express- und Paketmarkt sind 2017 um fast sieben Prozent gestiegen. Dieser Bereich übernimmt somit mehr und mehr die zentrale Rolle im Postbereich.
Im Briefmarkt bleiben die Briefmengen in Deutschland mit 15,7 Mrd. im Jahr 2016 und einer in etwa gleicher Höhe erwarteten Zahl für 2017 weitgehend stabil. Drastische Markteinbrüche, wie sie in europäischen Nachbarstaaten seit Jahren zu beobachten sind, bleiben dem deutschen Briefmarkt bisher erspart. Den Marktanteil am Umsatz werden die Wettbewerber nach bisher vorliegenden Zahlen auf 16,5 Prozent ausbauen können.
Verbraucherservice Post
Im Jahr 2017 verzeichnete die Bundesnetzagentur mit rund 6.100 Beschwerden im Bereich Post einen erheblichen Anstieg. Das waren über 2.000 mehr als im Vorjahr. Davon betrafen rund 54 Prozent die Briefbeförderung und Briefzustellung.
Stark gestiegen sind im letzten Jahr auch die Schlichtungsbegehren. Es gingen 1.001 Schlichtungsanträge bei der Schlichtungsstelle Post ein. In über 99 Prozent der Fälle, in denen beide Parteien zu einem Schlichtungsverfahren bereit waren, konnte eine erfolgreiche Einigung erzielt werden.
Mit Blick auf den aktuellen Bedarf an Postdienstleistungen ließ die Bundesnetzagentur dazu im letzten Jahr eine Verbraucherbefragung durchführen. Über 80 Prozent der Befragten sind mit der Verfügbarkeit von Postdienstleistungen und deren Qualität zufrieden. Den Befragten ist eine kurze Laufzeit ihrer Briefsendungen am wichtigsten.
Marktentwicklung Eisenbahn
Im Güterverkehr ist die Transportleistung 2016 um fünf auf 126 Mrd. Tonnenkilometer leicht angestiegen. Gestiegen ist ebenfalls der Anteil der Wettbewerber der Deutschen Bahn, um fünf Prozentpunkte auf
46 Prozent 2016.
Die Verkehrsleistung im Schienenpersonennahverkehr ist um eine Milliarde Personenkilometer auf 56 Mrd. Personenkilometer im Jahr 2016 leicht angestiegen. Hier hat sich auch der Marktanteil der Wettbewerber positiv entwickelt. Während 2015 noch etwa 78 Prozent der Leistung durch Unternehmen der Deutschen Bahn erbracht wurden, lag dieser Anteil 2016 bei etwa 74 Prozent.
Im Fernverkehr wurde die Verkehrsleistung mit mehr als 99 Prozent fast ausschließlich durch die Unternehmen der Deutschen Bahn erbracht.
Der Jahresbericht der Bundesnetzagentur ist unter www.bundesnetzagentur.de/berichte veröffentlicht.