Stu­die Nach­hal­tig­keit di­gi­ta­ler Ge­schäfts­mo­del­le

Der derzeit stattfindende digitale Strukturwandel bietet allen Wirtschaftsbereichen eine große Chance, die durch den digitalen Transformationsprozess angestoßenen Veränderungen auch nachhaltig auszugestalten. Dies gilt nicht zuletzt für die volkswirtschaftlich bedeutenden regulierten Netzsektoren. Beispielsweise ermöglichen Big Data, Internetplattformen, Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge (IoT) oder die Industrie 4.0 auf vielfältige Weise, effizienter und ressourcenschonender zu wirtschaften.

Forschungsvorhaben

Vor diesem Hintergrund ergeben sich zunehmend Fragestellungen, die eine Bewertung digitaler Geschäftsmodelle in den Netzsektoren auch unter Nachhaltigkeitsaspekten erfordern. Zur Beantwortung entsprechender Fragen hat die Bundesnetzagentur eigenen Forschungsbedarf identifiziert und ein entsprechendes Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben.

Titel: Nachhaltigkeit digitaler Geschäftsmodelle (PDF / 5 MB)
Auftragnehmer: d-fine und Frontier Economics
Bearbeitungszeitraum: 09/2021 bis 03/2022

Ziel der Studie war es, die Zusammenhänge zwischen digitalen Geschäftsmodellen und Nachhaltigkeitsaspekten zu untersuchen und aufzubereiten. Im Kern wurde ein Indikatoren-basierter Analyserahmen zur Bewertung der Nachhaltigkeit digitaler Geschäftsmodelle entwickelt. Dieser wurde exemplarisch auf ausgewählte Fallstudien aus den Netzsektoren angewendet. Im Ergebnis bietet der Analyserahmen einen methodischen Werkzeugkasten, der es ermöglicht, digitale Geschäftsmodelle unter Nachhaltigkeitsaspekten fundiert bewerten zu können.

Studieninhalte und Erkenntnisse

Zunächst wird der Begriff der Nachhaltigkeit, seine historische Entwicklung und die hiermit verbundenen Konzepte erläutert. Dabei wurde ein breiter Ansatz gewählt, der die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte des Begriffs Nachhaltigkeit abdeckt. Zudem wurde die Entwicklung der politischen Zielstellungen in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt, etwa die Agenda 2030 der UN, der European Green Deal sowie die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.

Im Weiteren werden die Chancen und Potentiale von digitalen Geschäftsmodellen, die auf Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge (IoT) oder Industrie 4.0 basieren, beleuchtet. Zentraler Aspekt ist hierbei die Berücksichtigung des möglichen Beitrags dieser digitalen Technologien zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Hierzu werden wirtschaftliche (bspw. Effizienz, Resilienz) gesellschaftliche (u. a. Verbraucherentscheidungen, Arbeitnehmerpräferenzen) und politische Nachhaltigkeitstreiber (etwa gesetzliche Vorgaben, Anreizsysteme) identifiziert.

Im Kern wird ein Analyserahmen für die Bewertung der Nachhaltigkeit digitaler Geschäftsmodelle entwickelt und dargestellt. Insgesamt werden vier Säulen für die Analyse herangezogen. Neben der Betrachtung der drei Säulen – ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit – erfolgt eine ergänzende Abwägung der einzelwirtschaftlichen Chancen und Potenziale des jeweiligen digitalen Geschäftsmodells. Für jede dieser Säulen wird eine Auswahl von jeweils fünf Einzelindikatoren hergeleitet, die eine quantitative und qualitative Bewertung digitaler Geschäftsmodelle ermöglichen sollen. Im Ergebnis wird je Säule ein individueller Scoringwert ermittelt, der anteilig gewichtet in das Gesamtscoring des digitalen Geschäftsmodells einfließt. Anhand des ermittelten Gesamtergebnisses ist eine Einordnung des betrachteten Geschäftsmodells im Hinblick auf die untersuchten Nachhaltigkeitsaspekte möglich. Auf diese Weise kann weitergehender Handlungsbedarf ermittelt werden, beispielsweise bezüglich der Ermittlung notwendiger regulatorischer Eingriffe oder geeigneter Fördermaßnahmen.

Abschließend wird der entwickelte Analyserahmen exemplarisch auf fünf Fallstudien aus den Netzsektoren Telekommunikation, Energie, Eisenbahn und Post/Logistik angewendet. Mittels der getroffenen Auswahl sollte eine möglichst vielfältige Abdeckung unterschiedlicher Typen von digitalen Geschäftsmodellen erreicht werden, um die Übertragbarkeit des Analyserahmens sicherzustellen und eine breite Anwendung auch nach Abschluss des Forschungsvorhabens zu ermöglichen.

Die gewonnenen Erkenntnisse können zukünftig beispielsweise dazu genutzt werden, um die Nachhaltigkeitspotentiale digitaler Infrastrukturen und auf ihr basierender Anwendungen, etwa zur Förderung der Energiewende, nachhaltiger Mobilitätskonzepte sowie ressourcenschonender Produktions-, Service- und Verwaltungstätigkeiten, zu bewerten.

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