Droht der Black­out?

Über die Stromversorgung in Deutschland

Strommasten im Sonnenaufgang.

Ein Blackout ist ein unkontrollierter und unvorhergesehener Ausfall, bei dem mindestens größere Teile des europäischen Stromnetzes ausfallen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn in einer angespannten Verbrauchs- und Erzeugungssituation zusätzlich schwere Fehler an neuralgischen Stellen des Netzes auftreten. Ein solches Ereignis ist äußerst unwahrscheinlich. Die Übertragungsnetzbetreiber sorgen seit Jahrzehnten für eine stabile Stromversorgung. Sie halten die Stromerzeugung und den Stromverbrauch im Gleichgewicht und beugen Überlastungen der Leitungen vor. Dazu verfügen sie über zahlreiche Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungen einen völligen Zusammenbruch verhindern sollen. Unter anderem können sie Reserven mobilisieren, um das Stromnetz zu stabilisieren. Diese Mechanismen werden kontinuierlich geprüft und angepasst.

Die Übertragungsnetzbetreiber haben kürzlich im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums in einem Stresstest verschiedene extreme Szenarien zur Stromversorgung im kommenden Winter durchgerechnet. Die Versorgungssituation kann im kommenden Winter aus vielfältigen Gründen angespannt sein. Gründe sind die Gasversorgung, aber auch die Frage, wie sich die angespannte Lage auf dem französischen Energiemarkt auswirkt und welche Kraftwerke in Europa insgesamt im Winter verfügbar sind. Selbst im schlechtesten untersuchten Szenario ist aber nicht mit einem Blackout zu rechnen.

Wenn die normalerweise genutzten Mechanismen zur Stabilisierung der Stromversorgung nicht greifen, kann es im schlimmsten Fall zu kontrollierten Lastabschaltungen kommen. Die Übertragungsnetzbetreiber müssten als Ultima Ratio regional und zeitlich begrenzt einen Teil der Verbraucher*innen von der Versorgung trennen, um die Nachfrage soweit zu reduzieren, dass sie mit der erzeugten Strommenge wieder übereinstimmt. Solange der Mangel besteht, erfolgt die Abschaltung von Verbraucher*innen reihum (sog. "rollierende Abschaltung"), um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Im Gegensatz zum Gasbereich gibt es bei der Stromversorgung keine "geschützten Kund*innen" oder eine anderweitige Priorisierung.

Private Endverbraucher*innen würden Abschaltungen wie einen sonst gelegentlich auftretenden Stromausfall erleben, begrenzt auf wenige Stunden. Licht und technische Geräte fallen für eine befristete Zeit aus, Gefriertruhen und Kühlschränke – insbesondere neuere Geräte - können mit einer Unterbrechung gut umgehen. Auch Industrieunternehmen und andere Einrichtungen mit sensibler Stromversorgung kommen mit Ausfällen klar, wenn sie zum Beispiel mit Notstromaggregaten vorbereitet sind.

Alle Aktivitäten der Bundesregierung und auch der Bundesnetzagentur zielen darauf ab, solche Engpässe in der Stromversorgung zu vermeiden. Alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten einschließlich der Reserven werden zur Stromerzeugung genutzt. So können beispielsweise Anlagen, die bisher in der Netzreserve allein für die Sicherstellung des Netzbetriebes vorgehalten wurden, bis Frühjahr 2024 wieder am Strommarkt teilnehmen und somit Strom für die allgemeine Versorgung produzieren. Zusätzlich sollen die drei verbleibenden Kernkraftwerke bis ins Frühjahr 2023 weiterbetrieben werden.

Lastabschaltungen werden zudem umso unwahrscheinlicher, je mehr alle in einer kritischen Versorgungssituation Strom sparen. Jede und jeder Einzelne kann durch die Reduktion der eigenen Nachfrage einen Beitrag dazu leisten, dass es nicht zu Unterdeckungen kommt. Wenn alle in Zeiten knappen Angebots freiwillig auf die Nutzung "stromhungriger" Geräte wie Heizlüfter, elektrische Boiler und Durchlauferhitzer oder das Laden ihrer Elektroautos verzichten, halten sich Stromerzeugung und Stromverbrauch im Gleichgewicht. Auch wenn sich der einzelne Beitrag gering anfühlen mag, so machen auch kleine Veränderungen doch sehr viel aus, wenn viele Leute diese umsetzen.

Angesichts der Entwicklungen im Gasbereich, ist ein zweiter Hinweis wichtig: Es ist nicht ratsam, sich mit elektrisch betriebenen Heizlüftern auf den Winter vorzubereiten. Erstens ist es auch bei den sehr hohen Gaspreisen, viel teurer, seine Wohnung mit Heizlüftern zu beheizen. Zweitens bringen diese Gefahren für das lokale Stromnetz mit sich. Viele gleichzeitig betriebene Heizlüfter führen zu einem übermäßigen lokalen Stromverbrauch und können damit zu Überlastungen führen und können dann zu automatischen Abschaltungen ganzer Straßenzüge führen. Die Konsequenz ist ein lokaler Stromausfall. Dieser Fall ist vermeidbar, wenn Heizlüfter nicht oder nur als absolute Ausnahme im Falle des Ausfalls anderer Heizsysteme eingesetzt werden. Drittens ist der lebenswichtige Gasbedarf privater Haushalte besonders gesetzlich geschützt und es ist derzeit überhaupt nicht davon auszugehen, dass private Haushalte von der Gasversorgung getrennt werden könnten.

Auch wenn Stromausfälle bei uns selten vorkommen und meist in wenigen Stunden behoben sind, ist es sinnvoll, auch privat Vorsorge zu treffen. Wir sind in unserem Alltag einfach zu abhängig von elektrischer Energie. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt hierzu Hinweise heraus. Bei einem Stromausfall ist es zum Beispiel wichtig, Lebensmittelvorräte, Wasser, Taschenlampen, Batterien und Kerzen im Haus zu haben. Außerdem sollten Akkus an zum Beispiel Laptops und Handys stets geladen sein oder man sollte über Ersatzakkus oder eine Powerbank verfügen. Auch im privaten Bereich gilt: Wir tun gut daran, auch für unwahrscheinliche Ereignisse vorzusorgen.

Mehr Infos zum Thema Versorgungssicherheit:
www.bundesnetzagentur.de/versorgungssicherheit

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