Glas­fa­ser mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund

Wie der Ausbau von Gigabitnetzen beschleunigt wird

Leuchtpunkt auf blauem Hintergrund.

Was ist die Aufgabe einer Regulierungsbehörde? Einen fairen Wettbewerb aller Marktteilnehmer zu ermöglichen, damit die Menschen in diesem Land profitieren. Profitieren heißt meistens: mehr Auswahl, höhere Qualität, bessere Preise.

Vorbildlich funktioniert hat das in Deutschland, als vor etwa 25 Jahren der Telekommunikationssektor liberalisiert wurde. Bis dahin gab es nur einen großen Anbieter, einen staatseigenen Monopolisten. Mit der Öffnung des Marktes für andere Unternehmen begann auch die Erfolgsgeschichte der Regulierung. Der Staat in Gestalt der Bundesnetzagentur sollte dafür sorgen, dass der neue Wettbewerb zu einer größeren Auswahl für die Verbraucherinnen und Verbraucher führt. Auch lagen mehr Investitionen in die Netze in seinem Interesse.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Auf dem einst monopolistisch geprägten Sektor wurden ausschließlich Telefonieprodukte verkauft. Nach der Öffnung hat er sich zu einem dynamischen und innovativen Markt entwickelt. Wir können wählen zwischen verschiedenen Anbietern, die auch auf konkurrierenden Infrastrukturen Tarife mit unterschiedlichen Qualitäten bereitstellen. Wer digitale Dienste im Festnetz oder Mobilfunk anbietet, muss sich um zahlende Kundschaft bemühen.

Große Anzahl ausbauender Unternehmen

Der vielfältige Wettbewerb hat auch dazu beigetragen, dass die digitalen Netze in Deutschland immer leistungsfähiger geworden sind. Klar ist gleichzeitig: Nun ist Tempo beim Glasfaserausbau gefordert. Denn eine zukunftsfähige Infrastruktur ist die Voraussetzung für die weitere Digitalisierung dieses Landes. Dass es mit dem Glasfaserausbau bereits spürbar vorangeht, ist landauf landab sichtbar: Bagger rollen, Gruben werden ausgehoben, Kabelrohre verlegt.

In Deutschland errichtet eine große Anzahl an Unternehmen Glasfasernetze. Hierzu zählen kleinere Anbieter, die etwa zu Stadtwerken gehören und lokale Projekte umsetzen. Genauso gibt es große, bundesweit agierende Unternehmen. Diese Situation unterscheidet sich grundlegend von der Anfangszeit der Regulierung. Damals wurde die vorhandene, bis dahin im Staatsbesitz befindliche Kupferinfrastruktur in die Hand eines Unternehmens überführt. Der Markt war mehr oder weniger in zwei Lager aufgeteilt: auf der einen Seite die Deutsche Telekom als Kupfer-Monopolistin. Auf der anderen Seite standen die Wettbewerber, die durch die Regulierung der Bundesnetzagentur Zugang zum Telekom-Netz erhalten haben.

Die neue Glasfaserwelt mit ihrer Vielzahl an ausbauenden Unternehmen ist hingegen nicht mehr durch diese klare Blockbildung geprägt. Das bietet die Chance, alte Gegensätze zu überwinden, mehr auf freiwillige Vereinbarungen der Unternehmen und Kooperationen beim Ausbau zu setzen. Natürlich treffen auch in der neuen hochumkämpften Wettbewerbslandschaft sehr unterschiedliche Geschäftsinteressen aufeinander. Insofern bietet der kooperative Weg den Unternehmen längerfristige Planungssicherheit für ihre Investitionen. Zugleich setzt er aber ein hohes Maß an Kompromissbereitschaft voraus. Dieses Potenzial gilt es konsequent zu nutzen, um den Übergang weg von Kupfer hin zu Glasfaser weiter zu beschleunigen.

Ein Forum für alle Akteure

Was bedeutet das für die Rolle der Bundesnetzagentur? Als Regulierer wird die Behörde weiterhin ganz genau hinschauen und – wann immer erforderlich – entschieden handeln, um faire Wettbewerbsbedingungen auch in der Glasfaserwelt sicherzustellen. Das ist kein Selbstzweck, sondern Kern des Schutzes der Verbraucherinnen und Verbraucher: Mehr Auswahl, höhere Qualität, bessere Preise – von diesem Dreiklang sollen sie auch in Zukunft profitieren.

Gleichzeitig gilt: Je besser sich die Akteure an die grundsätzlichen Spielregeln des Wettbewerbs und der Fairness halten, desto weniger muss die Bundesnetzagentur eingreifen. Um die Entwicklung gemeinsamer Marktlösungen zu fördern, hat die Bundesnetzagentur eine Dialogplattform geschaffen, das Gigabitforum. Unter ihrer Moderation sollen die Marktteilnehmer über Rahmenbedingungen diskutieren, die Investitionen und Wettbewerb fördern. Die Beteiligten tauschen sich über Prinzipien, Positionen und Standards für den Übergang in die Glasfaserwelt aus.

Im Zentrum stehen die Themen Open Access – auch offener Netzzugang genannt – und Migration von Kupfer auf Glas. Die Idee dahinter: Wenn sich die Branche regelmäßig trifft, werden Hemmnisse und Herausforderungen frühzeitig erkannt. So wird es möglich, gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Das erhöht Transparenz und Planungssicherheit. Ein Selbstläufer sind diese Aktivitäten aber nicht. Das ist wenig überraschend, da es um handfeste Interessen der Unternehmen geht. Nötig ist eine enge Begleitung der Bundesnetzagentur. Dann kann es gelingen, auch schwierige Kompromisse zu erreichen.

Freiwilligen Wechsel auf Glasfaser fördern

Symptomatisch für diese wichtigen Diskussionen steht das Thema Open Access: die freiwillige Öffnung von Glasfasernetzen gegenüber Wettbewerbern. Die große Bedeutung des „offenen Zugangs“ resultiert aus der beschriebenen neuen Marktsituation: Eine Vielzahl an Unternehmen baut Glasfaser aus. Ziel ist es, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher auf jedem Glasfasernetz die Auswahl zwischen verschiedenen Anbietern und Produkten haben. Auch für die Unternehmen hat das Vorteile: Lassen sie Wettbewerber auf ihre Infrastruktur, steigert das die Auslastung ihrer Netze. Das kann dazu beitragen, dass sich ihre Investitionen schneller refinanzieren.

Das zweite Schwerpunktthema, die Migration von Kupfer auf Glas, umfasst einen vielschichtigen und längerfristigen Prozess. Ein Wechsel der Endkundinnen und -kunden auf Glasfasernetze findet heute schon vielfach statt. Dieser freiwillige Wechsel, Migration genannt, soll weiter intensiviert werden. Das ist ein zentrales Anliegen des Gigabitforums. Um den weiteren Prozess zu fördern, werden erste Pilotprojekte für die Migration diskutiert. Zudem nimmt das Gigabitforum bereits jetzt bestimmte Adressatengruppen – Geschäftskunden und Gebäudeeigentümer – in den Blick.

Ziel ist dabei, frühzeitig deren nötige Aufmerksamkeit für die kommende Umstellung auf Glas zu schaffen. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht den Sinn dahinter: Eine Firma plant, ihre Telekommunikationsinfrastruktur zu modernisieren. Dann ist es wichtig, dass sie den Technologiewechsel bereits heute berücksichtigt. Denn solche Modernisierungen sind häufig langfristig angelegt und mit hohen Kosten verbunden.

Die Arbeiten des Gigabitforums zeigen: Glasfaserausbau bedeutet nicht nur, Menschen mit Presslufthammern und dicken Kabelrollen von Haus zu Haus zu schicken. Es erfordert Diskussionen und Abstimmungsprozesse, Ringen um die beste Lösung für alle Beteiligten. Nicht zuletzt braucht dieser große Prozess eine weit verbreitete Überzeugung von der Sache bei denen, die es betrifft: uns allen.

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