Mes­sen im Matsch

Unterwegs mit dem Prüf- und Messdienst

Arbeiten im Ort Dohren im Emsland

Es ist ein trüber Oktobermorgen in der Nähe des kleinen Ortes Dohren im Emsland. Der Wald ist feucht, nachts hat es geregnet. Der Waldweg ist matschig und voll tiefer Pfützen. Langsam kommt ein weißer Transporter der Bundesnetzagentur den Weg entlanggefahren. Man sieht ihm an, dass er schon durch viele Pfützen gefahren ist. Ein großes Warnschild, das hinten am Fahrzeug angebracht ist, verrät, was die Behörde hier macht. Der Wagen ist auf Messfahrt.

Die Mobilfunknetzbetreiber hatten der Bundesnetzagentur gemeldet, dass sie ihr Netz hier ausgebaut haben. Sie hatten die Pflicht, bis Ende 2022 insgesamt 500 sogenannter „weiße Flecken“ zu schließen. Das sind Gebiete, in denen keine Versorgung mit einer mobilen und breitbandigen Sprach- und Datenübertragung, also nur eine 2G-Abdeckung besteht. Kurz: Telefonieren geht, mit einer schnellen Datenübertragung sieht es mau aus.

Hier bei Dohren aber soll nun mit 4G eine schnelle Datenverbindung zur Verfügung stehen. Genau das überprüfen Marcel Hartmann und Thorsten Jacobs vom Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur im schleswig-holsteinischen Itzehoe. Sie sind mehrere Tage in der Region unterwegs, um die Qualität des Netzes zu analysieren. Es geht nicht nur über Straßen, sondern auch über Feld- und Waldwege. „Überall da, wo wir fahren können, fahren wir“, sagt Hartmann. Der Innenraum des Wagens ist voll mit Technik, auf dem Dach empfangen kleine Antennen die Handysignale vom nahegelegenen Funkmast.

Weniger weiße Flecken: Es geht voran

Einige Tage zuvor in Hessen. Auch hier fährt ein Messwagen, er fährt langsam einen Hügel hinauf, außerhalb des Dorfes Rabenau. An Bord sind die Messingenieure Slavko Travar und Tim Wolken vom Standort der Netzagentur in Darmstadt. Auch sie fahren jeden Winkel ihres Messgebiets ab, um ein möglichst lückenloses Bild der Netzabdeckung zu bekommen.

„Manchmal endet unser Weg auf einem abgelegenen Bauernhof. Wenn wir dann erklären, was wir hier machen, freuen sich die Menschen. Schließlich geht es um ihr Handynetz“, erzählt Travar. „Mit der Mistgabel fortgejagt wurden wir jedenfalls noch nie.“ Langsam fährt der Transporter durch die hügelige Landschaft – und zwar mehrfach, damit die Messungen eindeutig sind. Dabei wird ein sogenanntes Pilotsignal empfangen, das unabhängig ist von der aktuellen Nutzung.

Nach Zahlen der Bundesnetzagentur waren im Juli 2023 nur noch 2,55 Prozent der Fläche Deutschlands weiße Flecken. Ein Jahr zuvor waren es noch 3,63 Prozent. Sogenannte graue Flecken – wo also nur einer oder zwei der Netzbetreiber mobile Breitbandversorgung anbieten – waren im Juli 2023 auf 16,3 Prozent der Fläche gesunken. Im Juli 2022 waren es noch 19,81 Prozent.

Die Zahlen zeigen, dass es vorangeht. Was die Menschen also als Funkloch empfinden, ist in der Regel ein unterversorgtes Gebiet. Dies kann viele Gründe haben, wie z. B. zu hohe Nachfrage und zu wenig freie Kapazität oder dass der Provider des Nutzers in dem Gebiet sein Netz nicht ausgebaut hat. Als Funkloch gelten Gebiete, wenn keiner der Mobilfunknetzbetreiber eine Mobilfunkversorgung gewährleistet. Dies ist nur noch in ganz wenigen Regionen der Fall – insgesamt 0,2 Prozent der Fläche. Oft schwer erreichbare, sehr abgelegene Gebiete.

Betreiber in der Pflicht

Die Bundesnetzagentur hat die Mobilfunknetzbetreiber 2019 verpflichtet, bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland, alle Bundesautobahnen, die wichtigsten Bundesstraßen und die fahrgaststarken Schienenwege mit einer Übertragungsrate von mindestens 100 Mbit/s zu versorgen. Darüber hinaus mussten sie 500 weiße Flecken mit einer Übertragungsrate von mindestens 100 Mbit/s versorgen.

Die Unternehmen berichten der Behörde monatlich über den Stand der Erfüllung dieser Versorgungsauflagen und reichen auch elektronische Versorgungsangaben ein. Dazu sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Deswegen schickt die Bundesnetzagentur ihre Messteams los und überprüft die Angaben durch eigene Messungen. Die Überprüfung der Versorgung findet in ausgewählten Referenzregionen mit unterschiedlichen Siedlungsstrukturen statt. So ergibt sich ein hinreichend repräsentatives Bild, das qualifizierte Aussagen für ganz Deutschland ermöglicht.

Während es bei den Überprüfungen in Niedersachsen und Hessen um Ausbaupflichten von 2019 geht, richtet Behördenchef Müller schon den Blick nach vorn. Bei der nächsten Frequenzvergabe im kommenden Jahr sollen weitergehende Vorgaben gemacht werden. „Wir wollen die bessere Mobilfunkversorgung im ländlichen Raum ins Zentrum unserer Auflagen stellen. Eine spezifische Versorgungsauflage für dünn besiedelte Regionen soll gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land fördern.“

Ein Großteil der Haushalte Deutschlands ist bereits mit 100 Mbit/s versorgt, allerdings gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Insbesondere im ländlichen Raum gibt es überdurchschnittlich viele unversorgte Haushalte. In manchen Bundesländern liegt die Versorgung in dünn besiedelten Gebiete bei einzelnen Netzbetreibern nur bei etwa 90 Prozent. Nach den Plänen der Bundesnetzagentur sollen die Mobilfunknetzbetreiber bis Ende 2028 mindestens 98 Prozent der Haushalte in dünn besiedelten Gebieten in jedem Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s versorgen. Im Moment ist dies ein Vorschlag der Behörde, zu dem die Akteure Stellung nehmen konnten. Im nächsten Jahr will die Bundesnetzagentur hierzu eine Entscheidung treffen.

Ausstattung: Technik und Trecker

Wie waren denn die Ergebnisse der Messwagen-Fahrten? Ingenieur Travar lächelt. „Es sieht gut aus: Der weiße Fleck ist nicht mehr weiß und nicht mehr grau – hier ist gar kein Fleck mehr.“ Die gesammelten Daten müssten zwar noch im Büro ausgewertet werden, die Angaben der Netzbetreiber seien aber wohl richtig gewesen. In Niedersachsen werden noch Daten gesammelt.

Der Messwagen fährt durch ein kleines Neubaugebiet am Rande des Dorfs. Weiter geht es einen aufgeweichten Waldweg hinauf. Messingenieur Hartmann lacht: „Eine Messfahrt, auf der man nicht irgendwo stecken bleibt und von einem Trecker aus dem Matsch gezogen werden muss, ist eigentlich keine richtige Messfahrt.“

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