130 Freun­de müsst ihr sein

Wie die Bundesnetzagentur für eine reibungslose Kommunikation während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sorgt

Das Team der Bundesnetzagentur im Einsatz

Frequenzplaner planen natürlich keine Frequenzen; die gibt es ja schon. Aber sie sorgen dafür, dass alle diejenigen, die eine Frequenz brauchen, eine bekommen. Frequenzen braucht man für die Kommunikation. Alle möglichen Einsatzkräfte sprechen über Mobilfunk oder Funkgeräte. Und man braucht sie, um Rundfunk, Fernsehen und Radio, zu übertragen.

Beides betrifft Veranstaltungen aller Art. Messen, Sportereignisse, Staatsbesuche, Musikfestivals, politische Gipfeltreffen, Wahlen. Was alle diese Veranstaltungen gemeinsam haben, ist ihre begrenzte Dauer. Auch die Frequenzen werden nur kurze Zeit genutzt. Deshalb heißen sie Kurzzeitfrequenzen. Sie sind bis zu 30 Tage im Einsatz.

Die Fußball-Europameisterschaft der Herren ragt unter den großen Sportereignissen der Welt immer besonders heraus. Für die Spiele versammeln sich die Menschen an sommerlichen Abenden vor den Bildschirmen, genießen die Unterhaltung und das Zusammensein. Dieses Jahr hat die Europameisterschaft (EM) in Deutschland stattgefunden. Für die Kommunikation über Mikrofone in den Stadien, die drahtlose Bildübertragung vom Boden und aus der Luft sowie die Satellitenverbreitung der Bilder werden Frequenzen benötigt. Die Bundesnetzagentur hat sie zugeteilt.

Uwe Hanz, einer der Frequenzplaner in der Bundesnetzagentur, stellt nüchtern fest: „Die EURO ist ein spezieller Fall.“ Das könnte man so sagen. Eines der größten und meist gesehenen Fußballturniere der Welt hat vier Wochen gedauert, 51 Spiele, 24 Mannschaften, zehntausende Menschen im Stadion, Millionen vor den Fernsehern.

Die Bundesnetzagentur war während der gesamten Zeit im Einsatz. Uwe Hanz und seine Kolleginnen und Kollegen haben für eine sichere, störungsfreie und geordnete Frequenznutzung gesorgt. Für jedes Stadion gibt es einen Frequenzverantwortlichen. So kümmert sich zum Beispiel die Außenstelle Köln um die Arenen in Köln, Dortmund und Gelsenkirchen. Die Außenstelle Eschborn ist für Frankfurt und Düsseldorf zuständig.

Störungen von der Spülmaschine

Bei einem solchen Großereignis ist sehr viel technisches Gerät im Einsatz, das per Funktechnik betrieben wird. Dazu gehören zum Beispiel Funkgeräte der Sicherheitsbehörden und Security, die Instrumente der Stadiontechniker oder auch Funkmikrofone und Funklautsprecher der nationalen und internationalen Medienvertreter, deren Beiträge aus den Stadien in die ganze Welt übertragen werden. Diese einzelnen Systeme dürfen sich nicht gegenseitig behindern. Dazu kommen die Frequenzen, die nicht angemeldet werden.

Manchmal passiert es, dass ein Sender nicht störungsfrei übertragen kann, weil jemand anderes gleichzeitig diese Frequenz nutzt. Oder ein Gerät, sagen wir eine Spülmaschine in einem Stadion-Imbiss, sendet elektromagnetische Störfelder aus. Auch das stört eine Frequenz.

Dann kommt das Team der Bundesnetzagentur zum Einsatz. Dazu gehört zum Beispiel Marco Mazzariello. Während der EM hat er ein Büro im International Broadcast Center (IBC) auf der Messe Leipzig bezogen. Das ist das Internationale Rundfunkzentrum. Hier laufen alle Bilder zusammen, die in der ganzen Welt ausgestrahlt werden. Von dort wird die Arbeit der Frequenzplaner in den EM-Stadien koordiniert. Sie sorgen vor Ort dafür, dass die benötigten Frequenzen bereitgestellt werden. Zusammen mit Uwe Hanz sitzt er in der großen Messehalle, die mit leichten Holzwänden in kleinere Räume unterteilt ist. Ein Schreibtisch, Monitore. Es sieht unspektakulär aus. Doch die Arbeit, die sie hier leisten, garantiert den Menschen zu Hause oder auf den großen Fan-Meilen den Fußballgenuss, den sie alle gewohnt sind.

Prüfen, messen, zuteilen

Das Frequenzmanagement der Bundesnetzagentur arbeitet mit der EURO2024 GmbH zusammen. Das ist ein Zusammenschluss des DFB und der UEFA, also des deutschen und des europäischen Fußballverbandes. Etwa zweieinhalb Jahre vor der Eröffnung der EM begannen die ersten Absprachen zwischen den Organisatoren und den Frequenzplanern. Im zentralen Standort der Bundesnetzagentur in Mainz befindet sich die Koordinierungsstelle. Hier gibt es einen Ansprechpartner für alle Fragen zu den Frequenzen.

Eine zentrale Rolle spielen bei der EURO 2024 die zahlreichen Teams des Prüf- und Messdienstes (PMD). Sie besetzen zusammen mit den Frequenzplanern bereits zwei Tage vor jedem Spiel im Schichtdienst ein temporäres Büro der Bundesnetzagentur an den Fußballstadien. Hier sind sie ansprechbar für alle Sender oder Firmen, die auf Frequenzen angewiesen sind. Gemeinsam gewährleisten die Teams eine geordnete Frequenznutzung und gehen im Falle von Störungen den Ursachen auf den Grund.

Störungen sind das Stichwort für Uwe Hanz. „Wir sind zwei Tage vor jedem Spiel im Stadion. Die Leute vom Messdienst sind dann an unserer Seite. Für jedes Spiel sind über 100 Frequenzen nötig. Zahlreiche Kameras sind im Stadion montiert, um jede Szene aus jeder möglichen Perspektive zu zeigen. Einige dieser Kameras übertrage Ihre Signale mittels Frequenzen. Die müssen störungsfrei laufen. Das ist unsere Aufgabe.“

Was also, wenn ein Kollege eine Störung feststellt? „Wir versuchen natürlich, rechtzeitig vor dem Spiel eine Lösung zu finden“, erzählt Hanz. „Wir können ja nicht währenddessen am Spielfeldrand rumlaufen.“ Ist eine Frequenz doppelt belegt, suchen die Kollegen rasch eine andere, die gerade frei ist. Dafür messen sie die vorhandenen Frequenzen und vergleichen sie mit ihren Listen. „Aber selbst wenn mal ein Sender kurzfristig keine Frequenz für Kamera oder Mikro hat, bricht nicht sofort die gesamte Übertragung zusammen“, sagt Marco Mazzariello. „Es gibt ja immer noch die Geräte, die mit Kabeln laufen. Dafür braucht es keine Frequenzen.“

Unsichtbar und unverzichtbar

Insgesamt waren 130 Beschäftigte der Bundesnetzagentur für den Dienst in den zehn Stadien und im International Broadcast Center bei der UEFA akkreditiert. „Je näher der Anpfiff rückt, desto leerer wird es auf den Gängen“, sagt Hanz. Geht es auf den Spielbeginn zu, werden mehr und mehr Geräte eingeschaltet. Die Spannung steigt also nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Frequenzplaner.

Am Ende des Turniers waren es weit über 5.000 Frequenzen, die das Frequenzmanagement der Bundesnetzagentur bereitgestellt hat. Und dann – so liegt es in der Natur der Sache – kommen die Kurzzeitfrequenzen wieder zurück in den großen Topf. Dort warten sie auf ihren nächsten Einsatz.

„Nur die Bundesnetzagentur kann die Frequenzen zuteilen, weil nur sie weiß, welche in der Umgebung des Stadions frei sind“, sagt Uwe Hanz mit dem Selbstbewusstsein eines erfahrenen Frequenzmanagers. „Wir haben den Überblick. In der Öffentlichkeit sind wir vielleicht nicht so sichtbar. Aber bei denen, die auf die Frequenzen angewiesen sind, sind wir bekannt.“

Frequenzen sind unsichtbar. Doch ohne sie wird ein Fußballturnier nicht zu dem großen, völkerübergreifenden Sommerfest, das die Menschen zusammenbringt, sie gemeinsam bangen und jubeln lässt. Das haben Uwe Hanz, Marco Mazzariello und ihr Team eindrucksvoll bewiesen.

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