Ein Platz für Netz­hel­den

Auszubildende und Young Professionals erzählen

Bonner Kaufleute für Büromanagement

Alle Blicke wandern zur Glastür, als einige Nachzügler den kleinen Besprechungsraum in der ersten Etage im Turm am Tulpenfeld betreten. Die Runde ist nun vollständig, um heute vier Personen willkommen zu heißen: Melanie Wall, Claudia Bonin, Soumaya Asbai und David Heller. Sie sind die neuen Auszubildenden am Bonner Standort der Bundesnetzagentur. Soeben hat ihr zweiter Arbeitstag als angehende Kaufleute für Büromanagement begonnen.

Bei der Netzagentur starten 2023 insgesamt 43 Auszubildende sowie dual Studierende an acht Standorten. An den beiden Zentralstandorten Bonn und Mainz gibt es momentan 21 kaufmännische Azubis.

Sie alle sind auf den unterschiedlichsten Wegen zur Bundesnetzagentur gekommen. „Eine Freundin hat mich auf die Netzagentur aufmerksam gemacht“, erzählt Melanie. „Da sie selbst hier arbeitet, konnte sie mir viel über ihre Aufgaben und das Umfeld verraten. Das hat mich überzeugt.“ Ihre neue Kollegin Claudia ist über Interamt, das Karriereportal des öffentlichen Dienstes, auf die Ausbildungsstelle aufmerksam geworden. „Meine Schwester kannte das Portal. Das Jobprofil passte zu mir, also habe ich mich beworben.“

Die beiden starten in ihre zweite Berufsausbildung, wohingegen Soumaya und David gerade erst erfolgreich die Schule abgeschlossen haben. Gemeinsam lernen sie die Netzagentur kennen. „Am ersten Tag hat unsere Ausbilderin uns den Standort gezeigt und wir haben unsere Laptops sowie Headsets erhalten“, lässt David den Start Revue passieren. „Wir haben auch schon einige Kolleginnen und Kollegen kennengelernt. Alle sind super nett und hilfsbereit“, ergänzt Soumaya.

Ausbildung in Teilzeit

Isabel Jimenez kann sich noch gut an die vielen neuen Eindrücke der ersten Tage erinnern. Vor einem Jahr ist sie selbst in die kaufmännische Ausbildung am Standort Mainz gestartet. Die gebürtige Stuttgarterin macht ihre Ausbildung in einem Teilzeitmodell. Sie arbeitet 31 statt 39 Stunden pro Woche, weshalb sich ihre Ausbildungsdauer von drei auf 3,75 Jahren verlängert.

Grundsätzlich ist die wöchentliche Arbeitszeit beim Voll- und Teilzeitmodell flexibel. Kurz nachdem Isabel ihre Ausbildung begonnen hatte, ist ihr Sohn Vincent in den Kindergarten gekommen. Während er dort betreut wird, ist sie auf der Arbeit. „In der Regel fange ich gegen 7:00 Uhr an. Mittags hole ich Vincent ab. Das funktioniert dank Gleitzeit prima“, berichtet Isabel. Volle Anwesenheit in der Berufsschule und im betriebsinternen Unterricht sind beim Teilzeit- wie Vollzeitmodell Pflicht.

Ergänzend zu den theoretischen Grundlagen sollen die Auszubildenden das Gelernte in der Praxis anwenden. Das gilt sowohl für die Arbeit in der Dienststelle als auch für Projekte. „Mein Abschlussprojekt war ein elektronisches Türschloss mit RFID-Technik (RFID ist die Kurzform für Radio-Frequency Identification, Anmerkung der Redaktion). Ein solches Schloss hat kein Schlüsselloch und wird via Chip oder Karte geöffnet. Ich habe eigenständig den Prototypen und die dazugehörige Technik entwickelt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht,“ berichtet Isabella Harnisch. Sie hat ihre Ausbildung zur Elektronikerin am Standort Augsburg gemacht. Seit Januar 2023 ist sie fertig. Mittlerweile arbeitet sie beim Prüf- und Messdienst (PMD) in München.

Die Netzagentur ist die zentrale Anlaufstelle für Meldungen von Funkstörungen. Wer im PMD arbeitet, koordiniert unter anderem eingehende Fehlermeldungen oder behebt die Störungen. So stellen Isabella und ihr Kollegium beispielsweise sicher, dass Rettungsdienste nach Störfällen schnell wieder erreichbar sind. Auch moderne Technologien wie autonomes Fahren bleiben dank ihrer Hilfe stabil. Denn die dazugehörigen Technologien benötigen eine einwandfreie Funkverbindung.

Arbeiten beim Prüf- und Messdienst

Es gibt bundesweit stationäre und mobile PMD-Teams an Standorten wie Hamburg, Berlin Köln oder München. Die Tätigkeit selbst ist so vielseitig wie die Einsatzmöglichkeiten. „In meinem Job ist kein Tag wie der andere. Manchmal nehme ich EMV-Untersuchungen (Prüfung der Elektro-Magnetischen-Verträglichkeit von Geräten und Anlagen, Anmerkung der Redaktion) vor. An anderen Tagen suche ich nach der Ursache von Störungen in Mobilfunknetzen. Mein Team ist auch dafür verantwortlich, Headsets und andere Funkgeräte bei Großereignissen zu überprüfen. Wir werden beispielsweise bei der Fußballeuropameisterschaft 2024 in München testen, ob die Geräte auf der richtigen Frequenz senden. Falls Störungen auftreten, können wir diese vor Ort suchen und beheben“, berichtet Isabella.

Mitten in einem Projekt steckt gerade Leon Bongartz vom Standort Münster. Der Lüdinghausener arbeitet zusammen mit einem Azubi-Kollegen an einem Arduino-Auto (Roboter-Auto, Anmerkung der Redaktion). „Wir treten mit unserem Prototyp im September in einem bundesweiten Wettkampf der Netzagentur gegen die Auszubildenden der anderen Standorte an. Ich freue mich total darauf, unser Auto zu präsentieren. Ich hoffe, dass wir gewinnen werden.“ Als Elektroniker für Geräte und Systeme in spe hat er seine Praxisphase beim PMD noch vor sich.

Ein Praxisjahr durchlaufen auch Studierende. Wer sich für eine akademische Laufbahn interessiert, kann sich bei der Netzagentur auf den dualen Studiengang der Elektrotechnik bewerben. So wie Paula Schäning aus Bremen. „Ich hatte Informatik als Schulfach und wollte zunächst eine Ausbildung mit einem ähnlichen Schwerpunkt absolvieren. Bei vielen Stellen fehlte mir aber der Praxisbezug. So bin ich auf duale Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam geworden. Ich habe mich nach der Zusage sofort dafür entschieden, mein duales Studium bei der Bundesnetzagentur zu machen.“ Die 23-Jährige hat ihre Ausbildung 2021 und ihr Studium 2023 erfolgreich beendet.

Sobald die Ausbildung einmal angefangen hat, ist niemand auf sich allein gestellt. Paula erzählt, dass sie gerade in den ersten anderthalb Jahren sehr engen Kontakt zu ihrem Ausbilderteam hatte. „Obwohl sie inhaltlich nicht für das Studium zuständig sind, haben sie mir bei allen Fragen weitergeholfen.“

Ähnliche Erfahrungen hat auch der Student Robin Schwizow gemacht. „Meine Ausbilderin unterstützt mich sehr. Als ich beim Programmieren mal nicht weiterkam, hat sie mir passende Aufgaben herausgesucht. Sie hat mir geholfen, diese erfolgreich zu bewältigen.“ Robin macht ein duales Studium zum Wirtschaftsinformatiker. Parallel zu seinem Studium meistert er die Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration. In der Vorlesungszeit ist Robin donnerstagvormittags in der Berufsschule und nachmittags in der Hochschule. In der Regel hat er samstags ebenfalls Vorlesungen. Als Ausgleich hat er nach Hochschul-Wochenenden montags frei. Dienstags, mittwochs und freitags arbeitet er im IT-Betrieb.

Fachinformatiker gesucht

Wirtschafts- und Fachinformatiker braucht eine Bundesagentur in Zeiten immer weiter zunehmender Cyberkriminalität mehr denn je. Die IT-Expertenteams wehren Hackerangriffe ab und bieten Schutz vor Spionage wie Sabotage. Zugleich statten sie alle um sich herum mit der notwendigen Hard- und Software aus. Das Team vom IT-Support unterstützt all diejenigen, die Probleme mit ihren technischen Geräten und Programmen haben.

Doch wie baue ich ein funktionierendes IT-System überhaupt auf? Das und mehr lernen junge Fachinformatikerinnen und –informatiker in ihrer dreijährigen Ausbildung. Bei der Netzagentur ist das wahlweise ergänzt um das Bachelorstudium der Wirtschaftsinformatik möglich.

„Die erste Zeit in der Ausbildung war theorielastig. Ich habe alle erforderlichen Skills vermittelt bekommen, die ich nach und nach in der Praxis anwenden kann. Mittlerweile bin ich immer öfter an Arbeitsaufträgen in und außerhalb meines Standortes beteiligt. So hatte ich schon öfter die Gelegenheit, die Zentralstandorte in Bonn und Mainz zu besuchen,“ erzählt Chris Clemenz vom Standort Saarbrücken. Fabian Schuhmacher, Azubi desselben Jahrgangs, ergänzt: „Zusammen mit Chris habe ich unser kleines Rechenzentrum neu verkabelt. Im Laufe der Ausbildung werde ich auch die Gelegenheit bekommen, im großen Rechenzentrum zu arbeiten“, berichtet der 24-Jährige. „Ich kann es kaum erwarten.“

Wer nicht auf Dienstreise oder vor Ort ist, kann gelegentlich im Home-Office arbeiten. Henry Diepenbruck nutzt diese Regelung unter anderem für Aufenthalte im Ruhrgebiet. „In meiner Heimatstadt Gelsenkirchen bin ich noch als Pfadfinder aktiv. Ein bis zweimal pro Woche darf ich in der vorlesungsfreien Zeit im Home-Office arbeiten. Trotz der Distanz zwischen meinem aktuellen Wohnort und meiner Heimat kann ich manchmal abends nach Feierabend zu Treffen meiner Pfadfindergruppe, wenn ich von Gelsenkirchen aus arbeite.“ Henry ist 2021 für das duale Studium nach Saarbrücken gezogen.

Später hat er gute Chancen, übernommen zu werden. Die Verantwortlichen gehen bei der zukünftigen Stellenauswahl individuell auf die Wünsche der Auszubildenden sowie Studierenden ein. „Ich befinde mich aktuell im Elektrotechnik-Masterstudiengang und arbeite parallel in Teilzeit beim Prüf- und Messdienst in Bremen. Mir ist es wichtig, breit aufgestellt zu sein,“ sagt Julian Rose. Der Bremer Student hat zuvor ein duales Studium angefangen und 2022 den Bachelorabschluss geschafft. Das Masterstudium hat er eigenverantwortlich aufgenommen.

Selbst wenn sich jemand nach der Ausbildung fachfremd orientiert, erhält er oder sie Hilfe. „Mir ist während meiner Ausbildung schnell klar geworden, dass mich die Fachinformatik allein nicht erfüllt. Das habe ich frühzeitig gegenüber meiner damaligen Ausbilderin kommuniziert. Sie hat mit mir zusammen überlegt, welche Optionen nach Abschluss der Lehre für mich in Frage kommen. So bin ich auf die Idee gekommen, selber Ausbilderin zu werden,“ blickt Julia Di Giuseppe zurück. Seit circa zweieinhalb bildet sie Lehrlinge im Bereich Fachinformatik am Standort Mainz aus.

All das steht den vier Bonner-Azubis Melanie, Claudia, Soumaya und David noch bevor. Eins haben sie mit den anderen Auszubildenden aber jetzt schon gemeinsam: Sie sind die Netzheldinnen und –helden von morgen.

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