Bundesnetzagentur for­dert Eng­pass­ma­na­ge­ment an der deutsch-ös­ter­rei­chi­schen Gren­ze

Homann: "Stromhandel würde nur selten gedeckelt"

Ausgabejahr 2016
Erscheinungsdatum 28.10.2016

Bundesnetzagentur hat die vier deutschen Stromübertragungsnetzbetreiber heute aufgefordert, an der deutsch-österreichischen Grenze eine Bewirtschaftung der Transportkapazitäten vorzubereiten. Ziel ist dabei, dass ein funktionierendes Engpassmanagement ab dem 3. Juli 2018 gewährleistet werden kann.

"Die Vorbereitung einer Engpassbewirtschaftung an der deutsch-österreichischen Grenze soll den Strommarkt langfristig funktionsfähig halten und die Versorgungssicherheit in Deutschland und der Region gewährleisten", erklärt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. "Das Engpassmanagement soll vorbereitet werden, weil der Stromhandel nach Österreich weiter zunimmt und zusehends zu Netzengpässen zwischen Deutschland und Österreich führt. Wir rechnen aber damit, dass Stromhandel zwischen beiden Ländern in erheblichem Umfang weiterhin möglich sein wird. Es werden lediglich Handelsspitzen gedeckelt", erklärt Homann weiter.

Engpassmanagement notwendig

Die Einführung eines Engpassmanagements an der deutsch-österreichischen Grenze bis zum Sommer 2018 ist notwendig, weil die Kapazitäten der Übertragungsnetze in Deutschland, Österreich sowie Polen und Tschechien technisch nicht in der Lage sind und auch bei erfolgreichem Netzausbau langfristig nicht in der Lage sein werden, den gehandelten Strom vollständig zu transportieren. Die Vorbereitungen einer Engpassbewirtschaftung sollen den Day-Ahead-, Intraday- und den langfristigen Bereich umfassen.

Hoher Redispatchbedarf

Gegenwärtig müssen die Übertragungsnetzbetreiber in großem Umfang kostenintensive Redispatchmaßnahmen durchführen, um die Systemsicherheit zu wahren.

"Ein großer Teil dieser Redispatchmaßnahmen wird dadurch verursacht, dass wir die Transportkapazitäten an der Grenze zu Österreich bisher nicht bewirtschaften. An den anderen Grenzen gibt es eine Engpassbewirtschaftung. Die Sonderbehandlung der österreichischen Grenze stellt zunehmend ein Risiko für den sicheren Netzbetrieb dar", so Homann weiter. "Der Redispatchbedarf reduziert sich wesentlich, wenn ein Engpassmanagement dafür sorgt, dass sich der Stromhandel an der technisch verfügbaren Transportkapazität an der Grenze orientiert."

Engpassmanagement entspricht europäischen Regelungen

Die Deckelung des Stromhandels zwischen zwei Ländern auf die verfügbare Netzkapazität steht im Einklang mit den Vorgaben des Europäischen Rechts. Sie ist sogar geboten, da der überschießende Handel zwischen Deutschland und Österreich dazu führt, dass die Systemsicherheit in mehreren Ländern gefährdet wird und andere Staaten an der Teilnahme am grenzüberschreitenden Stromhandel gehindert werden.

Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass die Einführung der Engpassbewirtschaftung zwischen Deutschland und Österreich durch die aktuellen Europäischen Prozesse zur Untersuchung der Gebotszonen sowie zur Zuordnung der Kapazitätsberechnungsregionen bestätigt wird. Sollten diese Prozesse zeigen, dass eine Engpassbewirtschaftung hier keine positiven Effekte hätte, würden die Übertragungsnetzbetreiber die Vorbereitungen wieder einstellen.

Auch der weitere Netzausbau in Deutschland und Österreich macht die Einführung eines Engpassmanagementverfahrens nicht entbehrlich. Beide Länder gehen in ihren Netzentwicklungsplänen davon aus, dass die Austauschkapazität auch langfristig nicht ausreichen wird, um die Handelsspitzen von Deutschland nach Österreich sicher transportieren zu können.

Übertragungsnetzbetreiber sollen Vorbereitungen treffen

Die Bundesnetzagentur sieht nun bei den Übertragungsnetzbetreibern gemeinsam mit den zuständigen Strombörsen die Aufgabe, die Vorbereitungen zu treffen, die zur Einführung eines Engpassmanagements notwendig sind. Sie ist bereit, die Übertragungsnetzbetreiber bei dieser Arbeit zu unterstützen.

Eine Mitwirkung Österreichs bei den Vorarbeiten ist dabei sinnvoll und erwünscht, um eine effiziente Ausgestaltung des Verfahrens zu erzielen und die Interessen Österreichs effektiv einzubeziehen.

Die Marktteilnehmer werden im weiteren Verlauf dieses Transformationsprozesses zur konstruktiven Begleitung in geeigneter Form eingebunden werden.

Pressemitteilung (pdf / 39 KB)

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