Jahresbericht 2012 präsentiert
Homann: "Ziel sind zukunftsfähige und leistungsstarke Netze"
Ausgabejahr 2013
Erscheinungsdatum 06.05.2013
Ihren Jahresbericht 2012 hat die Bundesnetzagentur heute in Bonn der Öffentlichkeit präsentiert. "Der Bericht enthält umfangreiche Informationen über ein in allen regulierten Sektoren ereignisreiches und erfolgreiches Jahr"
, sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, bei der Vorstellung der aktuellen Marktdaten und Zahlen.
"Zukunftsfähige und leistungsstarke Netze für die Menschen, das ist unser Ziel. Der Auf- und Ausbau moderner Infrastrukturen in der Telekommunikation, bei Strom und Gas sowie bei Post und Bahn sind wichtige Anliegen der Bundesnetzagentur. Im Jahr 2012 standen vor allen Dingen der Breitbandausbau und die Energiewende im Fokus von Politik und Öffentlichkeit. Bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren im Strom- und Gasbereich übernimmt die Bundesnetzagentur eine zentrale Rolle. Wissend um die Dimension der anstehenden Entscheidungen, intensivieren wir den Dialog mit Unternehmen und Politik, insbesondere und vor allem aber auch mit den Bürgern vor Ort"
, stellte Homann heraus.
Elektrizität und Gas
Die Integration der erneuerbaren Energien in die bestehenden Energienetze ist eine Aufgabe, die die Energiewende maßgeblich bestimmen wird. Im vergangenen Jahr hat die Bundesnetzagentur den erstmalig von den Übertragungsnetzbetreibern vorgelegten Netzentwicklungsplan Strom geprüft und bestätigt. Auf dieser Grundlage hat der Deutsche Bundestag im April dieses Jahres das Bundesbedarfsplangesetz für den Bereich der Strom-Übertragungsnetze beschlossen. Damit werden die energiewirtschaftlich notwendigen und vordringlichen Ausbaumaßnahmen des Höchstspannungsnetzes für die nächsten zehn Jahre festgelegt. Das Gesetz wird Anfang Juni abschließend im Bundesrat beraten, sodass voraussichtlich ab dem Sommer die konkreten Planungs- und Genehmigungsverfahren beginnen können. "Die Bundesnetzagentur ist für ihre neuen Aufgaben beim Netzausbau gut gerüstet. Dabei setzen wir weiterhin auf eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ländern"
, betonte Homann.
Die Liberalisierung des Energiemarkts, welche die Bundesnetzagentur weiter vorantrieb, eröffnete den Endkunden bessere Möglichkeiten zum Vertragswechsel. Die Möglichkeiten für Verbraucher, aus einem breiten Angebot von Lieferanten zu wählen, verbesserten sich weiter.
Die Zahl derjenigen, die zu einem anderen Anbieter wechselten oder bei ihrem alten Anbieter einen Sondervertrag abschlossen, stieg sowohl im Strom- als auch im Gasbereich weiter an. Jochen Homann: "Ich freue mich über die Fortsetzung des positiven Trends beim Anbieterwechsel. Allerdings verharren weiterhin knapp 40 Prozent aller Haushaltskunden in der Grundversorgung. Diese stellt nach wie vor die teuerste Versorgungsart dar. Vor diesem Hintergrund sollten alle Verbraucher prüfen, ob nicht günstigere Angebote verfügbar sind."
Generell gilt es, beim Anbieterwechsel die verfügbaren Angebote genau zu prüfen und bei Vorauskasse und hohen Boniversprechen äußerste Vorsicht walten zu lassen, weil hier das Insolvenzrisiko des Lieferanten beim Haushaltskunden liegt.
Telekommunikation
Das Thema Breitband war im Telekommunikationsmarkt auch im vergangenen Jahr bestimmend. Ende 2012 waren insgesamt rund 28 Mio. Breitbandanschlüsse in Betrieb (2011: 27,3 Mio.). Mit 23,3 Mio. Anschlüssen und einem Anteil von 83 Prozent ist DSL weiterhin die dominierende Anschlusstechnologie. Die Zahl der Anschlüsse ist allerdings erstmals seit Einführung der Technologie rückläufig. Im Jahr 2011 wurden noch 23,5 Mio. DSL-Anschlüsse vermarktet.
Ausgeglichen wurde diese Entwicklung durch die Zugewinne in den Kabelnetzen. Zum Jahresende nutzten rund 4,4 Mio. Kunden Breitbandanschlüsse der Kabelnetzbetreiber, das ist eine Steigerung um 800.000. Auf die restlichen Technologien entfielen rund 0,3 Mio. Anschlüsse. Reine Glasfaseranschlüsse haben bisher kaum Verbreitung gefunden.
"Zwischen dem Angebot und der Nachfrage nach höheren Bandbreiten gibt es bundesweit nach wie vor eine große Diskrepanz. Die Unternehmen bieten zunehmend Geschwindigkeiten von mindestens 16 Mbit/s oder gar über 100 Mbit/s an. Trotzdem nutzen noch ca. 60 Prozent der Breitbandkunden Bandbreiten von weniger als 10 Mbit/s, obwohl höhere Bandbreiten verfügbar sind"
, betonte Homann.
Die über Breitbandanschlüsse abgewickelte Verkehrsmenge steigt stetig an. Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur erhöhte sich die Verkehrsmenge bis Ende 2012 auf insgesamt 4,3 Mrd. GB. Vor allem datenintensive Anwendungen wie z. B. Videoabrufe führen zu steigenden Verkehrsmengen.
"Auch das mobile Breitband befindet sich weiter im Aufwind. Der wachsende Datenverkehr ist für die Leistungsfähigkeit der Mobilfunknetze allerdings eine Herausforderung. 2012 wurden rund 140 Mio. GB übertragen. Das Datenvolumen hat sich damit noch einmal deutlich erhöht"
, so Homann. "Die stark wachsende Nachfrage nach mobilem Breitband führt auch zu einem weiter steigenden Frequenzbedarf. Wir haben daher im vergangenen Jahr Szenarien für die zukünftige Bereitstellung von Mobilfunkfrequenzen vorgestellt, die insbesondere die im Jahr 2016 auslaufenden GSM-Frequenzen betreffen."
Post
Im Postmarkt ist hinsichtlich der aktuellen Wettbewerbssituation deutlich zwischen den Bereichen Brief und Paket zu unterscheiden. Während auf dem Paketmarkt mehrere große Anbieter mit flächendeckenden Zustellnetzen existieren, wird der Briefmarkt (bis 1.000 Gramm) weiterhin von einem einzigen Anbieter, der Deutsche Post-Gruppe, dominiert. Der florierende Versandhandel über das Internet führte im Paketmarkt zu einer positiven Entwicklung.
Erstmals seit 15 Jahren hat die Bundesnetzagentur im Rahmen des Price-Cap-Verfahrens eine Preiserhöhung bei Standardbriefentgelten der Deutschen Post AG genehmigt. Der Briefpreis für Sendungen unter 50 Stück stieg z. B. von 55 Cent auf 58 Cent. Deutschland liegt mit den Briefpreisen nach wie vor im europäischen Mittelfeld.
Eisenbahnen
Auch im vergangenen Jahr entwickelten sich Schienenpersonennahverkehr (SPNV), Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) und Schienengüterverkehr (SGV) in einem insgesamt positiven Marktumfeld sehr unterschiedlich. Im SPNV konnte – wie bereits in den Jahren zuvor –erneut eine Höchstmarke beim Umsatz erreicht werden. Der SPFV profitierte ebenfalls von der gestiegenen Nachfrage. Trotz eines stagnierenden Umsatzes im SGV wurde damit ein Gesamtumsatz von 18,5 Mrd. Euro erreicht. Auch dies war ein neuer Höchstwert.
Im SPNV konnten die Wettbewerber ihre Marktanteile erneut ausbauen. Der Anteil ist im vergangenen Jahr um einen Prozentpunkt auf 15 Prozent gestiegen. Trotz des Einstiegs eines neuen Wettbewerbers blieb der Wettbewerberanteil im SPFV weiter bei unter einem Prozent. Ungeachtet einer allgemein rückläufigen Verkehrsleistung im SGV konnten die Wettbewerber ihren Marktanteil auf 27 Prozent steigern (2011: 26 Prozent). Vom Rückgang der Verkehrsleistung waren insbesondere die Güterverkehrsunternehmen des DB-Konzerns betroffen.